So, Zeit zum Aufbruch, es geht zurück nach Deutschland. In einem typischen Reisebericht würde man jetzt wahrscheinlich versuchen, dem Leser eine Träne ins Knopfloch zu jagen, nochmal alle wichtigen Momente der großartigen Reise zu rekapitulieren und einen mehr oder weniger guten Abschluss hinzuzaubern. Dabei soll man doch aufhören, wenn’s am schönsten ist. Das gilt nicht nur fürs Reisen.
Zur Beruhigung: Der Wodka passt komplett in den Rucksack, wir können nüchtern auf die Heimreise gehen. Zumindest nehmen wir’s an. Man weiß natürlich nicht so genau, was der Herr Professor uns ins Frühstück gemischt hat. Wir haben noch etwas Zeit und suchen uns in der Nähe der Unterkunft ein kleines Restaurant, um zum Mittag zu essen. Wir sind die einzigen Gäste, hmm, prima. Ein Qualitätssiegel ist das sicher nicht. Das wider Erwarten gute Mahl kommt reichlich spät, zudem gibt es bei zwei bestellten Getränken eins Bonus. Na hübsch, was sollen wir um die Mittagszeit mit derart viel Bier? Soviel übrigens zum Thema nüchterne Heimreise. Fluchtartig verlassen wir nach beglichener Rechnung das Lokal und eilen zur Wohnung des Professors, denn unsere Sachen waren noch dort. Der alte Herr war schon reichlich nervös beim Blick auf unsere Abreisezeit. Aber alles im grünen Bereich, wir haben schon ganz andere Dinger versaut. Im Sturmschritt geht es ein letztes Mal vorbei an der alten Büchse Trinkfix und der Wächtersfrau im Erdgeschoss, geschwind den nicht gerade kurzen Fußweg zur U-Bahn entlang und rein ins Shuttle bis zum Bahnhof. Komfortable 90 Sekunden vor Abfahrt erreichen wir unseren Zug zum Flughafen, perfektes Timing.
Im Zug erzählt man uns, dass die gestern gelösten Tickets ein Problem darstellen, wir würden dann wohl nicht durch die Drehkreuze kommen. Merkwürdigerweise kommt nicht eine Sekunde lang Nervosität auf. Diese Reise, die wohl als ein in sich geschlossener Akt der Improvisation gelten darf, hat uns mit einem gewissen Selbstverständnis für auftretende Schwierigkeiten ausgestattet. Und mit der Gewissheit, dass die Lösung oftmals gleich neben dem Problem zu suchen ist. Am Drehkreuz angekommen haben wir den Salat: nichts geht! Drei Meter daneben stehen Wachbeamte. Kurz und wenig schüchtern geben wir zu verstehen, dass die Tickets nicht funktionieren. Und schwupps… geht ohne jede Diskussion ein Tor auf, was uns den Checkout schneller passieren lässt als 90% der Passagiere. Also merke: immer ungültige Tickets dabei haben!
Der Rest ist Business as usual: Einchecken bei Air Brandenburg, emporschwingen in windige Höhen und einschweben in die Heimat. Wäre zumindest schön gewesen. Scheinbar hat aber der russische Zoll gemerkt, dass unsere Handgranaten an Bord doch echt waren und das gesamte Gepäck im Flugzeug zu einer weiteren Sicherheitskontrolle ausladen lassen. Geschlagene 45 Minuten später geht es dann los. Do swidanja, Russland! Rund zwei Stunden dauert der Flug in vertrauter Atmosphäre, dann landen wir auf deutschem Boden. Fühlt sich gut an, wirklich!
Das war es also mit dem Abenteuer Zentralasien. An Tag 27 ist Schicht im Schacht, Ende Gelände, aus, vorbei. Die angekündigten 30 Tage werden’s leider nicht mehr, wobei weitere 72 Stunden am Erlebten sicher auch nur schwer rütteln könnten. Ich hoffe inständig, dass dieser kleine, heitere, teils wirre, an Fakten arme und Impressionen reiche Reisebericht Fernweh geweckt hat. Es spielt keine Rolle, wohin es Dich zieht, denn zu entdecken gibt es überall mehr als genug. Geh‘ raus, schau über den Tellerrand! Erfahre, was es neben dem Reihenhaus und dem 9-to-5-Job noch gibt. Der Weg ist das Ziel. Die Welt gehört Dir.
Herzlichst,
Dein Sascha
:roll +toll. Prima Reiseberichte.
Cooler Reisebericht, Bro. Da möchte man doch direkt auf nach Russland zum Wodkafrühstück aufbrechen. Gruß nordic