Lieber Leser, du bist bei Tag 5 angelangt, und an dieser Stelle muss eine Warnung erfolgen: Dieser Tag ist intensiv, laut, rastlos, Stress! Wenn du über Reiseabenteuer lesen möchtest, überspringe den Eintrag am besten.
Die Weiterreise steht unmittelbar bevor, die Planung dafür ist weitestgehend abgeschlossen. Fast. Also um genau zu sein, gibt es 3 Varianten, deren Wahl ausschließlich von der Verfügbarkeit der benötigten Papiere abhängt. Deswegen geht’s bereits früh am morgen los, um den unliebsamen Behördenkrempel zügig abzuwickeln.
Erster und wichtigster Anlaufpunkt: die usbekische Botschaft. Jetzt ruhen alle Hoffnungen darauf, dass die Visa-Anträge bearbeitet sind. Bei Ankunft wartet eine riesige Traube Menschen davor. Was die wollen, weiß ich nicht, aber es geht nicht direkt um Visa, denn das Konsulat hat geschlossen. Mist! Erst am Nachmittag gibt es für uns eine weitere Chance. Es greift Plan B – ab zur kirgisischen Botschaft. Die haben wir auch schnell gefunden, so nach 2 Stunden und 3 Anläufen. Jeder Stadtbewohner wusste genau, wo sich das Haus befand, blöderweise waren alle Adressen falsch. Nicht so leicht eben, wenn kein Stadtplan aktuell, kein Straßenname mehr wie im Jahr zuvor ist. Aber unsere Mühe sollte belohnt werden, denn wir erreichen das Objekt der Begierde doch noch… und müssen draußen bleiben! Geschlossen. Ruhetag. Verdammt!
Es bleibt Plan C, der am Ende einen klitzekleinen Umweg über China nicht ausschließt. Aber erst einmal rücken wir wieder in die Alma Travel Agency ein, um einen Trip fürs anstehende Wochenende zu reservieren. Unsere schnucklige „Agentin“ ist so langsam aber sicher fix und alle, denn ihre neuen Stammgäste stressen sie und ihre Englischkenntnisse gewaltig. Höhö! Die Ärmste. Aber sie lächelt noch. Noch! 😉 Wenige Stunden später: zweiter Anlauf in der usbekischen Botschaft. Noch größerer Andrang als am Vormittag, spitze! Thomas, unser furchtloser Kommunikationsexperte, kommt mit einer Frau ins Gespräch, die im Kundenauftrag unterwegs ist zur Besorgung von Visa. Die weiß, wie der Hase läuft, und irgendwie bekommt Thomas es hin, sie zu überreden, gleich unsere Visa mitzubringen. Können wir tatsächlich zu Plan A zurückkehren und das Wochenende Kurs auf Usbekistan nehmen? YES, we can!
OK, zurück zur Travel Agency, Wochenend-Trip canceln und Flug Tashkent-Bishkek buchen, denn das wird später unser Tor nach Kirgisistan sein. Ab zum Bahn-Ticketbüro. Die üppige Dame, die unsere mangelnden Russischkenntnisse durch inkrementelle Dezibelwerte zu kompensieren versucht, hat – vorsichtig formuliert – nicht das beste Verhältnis zur Rechentechnik. Ein Schelm, der böses dabei denkt. Aber auch mit zwischenzeitlich 3 Dolmetschern gelingt es ihr nicht, unsere Passnummern einzutippen. Naja, das sind eben auch keine kyrillischen Buchstaben. Eine Herausforderung! 1 Stunde später gelingt das der jungen Dame am Bahnhof binnen 3 Minuten. Was hat die wohl jetzt anders gemacht? Zauberei!
Damit sind endlich alle lästigen Wege und Umwege erledigt. An der Stelle sei das tolle Taxi-System in Almaty erwähnt: Es gibt offizielle Taxis, ja. Das sind überschaubar viele. An sich ist aber jedes Auto gleichzeitig Taxi. Arm raus, kurz verhandeln, ab geht die Fuhre. Für umgerechnet etwa 2 Euro kommt man quer durch die Stadt, und das sogar recht schnell!
Den Abend lassen wir in einer Kneipe ausklingen, in die wir nur anfangs schwer reinkamen. Zugegeben, mit Outdoor-Klamotten ist man nicht unbedingt für jedes Etablissement optimal gekleidet, jedoch war der Anblick von 3 großen Deutschen mit Aussicht auf vernünftigen Umsatz beim Bier verbunden – eine durchaus gerechtfertigte Sichtweise. Unser Ruf eilt uns eben voraus, und das ist auch gut so!
Wer übrigens meint, die Bilder für diesen Tag passen nicht so recht zum beschriebenen Geschehen, dem muss man beipflichten. Es war zum Glück zwischendrin immer mal noch eine Minute Zeit zum Verschnaufen und Fotos schießen.