Nein, man kann kaum behaupten, dass wir bisher auf der Stelle getreten sind. Und trotzdem gilt es an diesem Tag, einen Ortswechsel im größeren Stil vorzunehmen.
Von unserem Lager in Shimkent geht es mit einem 28 Jahre alten Audi 100 – das ist tatsächlich ein Taxi – zur usbekischen Grenze. Die Karre stinkt nach Benzin, dass es für Junkies ein reiner Hochgenuss wäre. Für uns nur bedingt, aber die Kiste fährt, und das ist wichtig. Über die Richtung wird aber noch zu diskutieren sein.
Dummerweise gibt es Grenzen, da kommt man als Europäer einfach nicht drüber. Wir haben daher vorab mit dem Taxifahrer ausgehandelt, dass er uns zur internationalen Grenze bringt. Hat er wohl falsch verstanden. Dem armen Kerl will ich keine Absicht unterstellen *hust*. Natürlich lässt er uns an irgendeiner nationalen Station raus, an der wir zuerst in Wechselstuben geschleppt und beschissen werden. Auf einmal gibt es heftige Diskussionen mit dem Fahrer, ein paar weitere Kollegen haben sich inzwischen hinzugesellt. Thomas regelt das allein – knallhart und wie ein Weltmeister – Hut ab! Wir müssen aber tatsächlich nochmal weiterfahren, allerdings mit einem anderen Fahrzeug.
An der Grenze verläuft alles recht unproblematisch. Thomas hatte da andere Erfahrungen, aber nach kleineren Schikanen haben wir immerhin binnen 1 Stunde den frisch sanierten Grenzübergang passiert. Auf der anderen Seite erwartet uns ein kleines armes Dorf, Eselgespanne und andere tolle Errungenschaften Usbekistans wohin man sah. Sofort will uns jeder eine Taxifahrt aufschwatzen. Die Konditionen sind erwartungsgemäß schlecht, aber nach einigen hundert Metern entscheiden wir uns für eine Fuhre nach Tashkent, der usbekischen Hauptstadt. Ich weiß nicht, ob der junge Fahrer schon einen Führerschein hat, aber seinen Job macht er gut.
Angekommen in Tashkent suchen wir uns das nächste Marschrutka, denn übernachten in der Hauptstadt passt so ganz und gar nicht in den Zeitplan. Ok, es wurde das übernächste, denn im erstbesten Fahrzeug wollten die doch glatt meinen Rucksack aufs Dach schnallen, weil der nicht vorhandene Kofferraum schon voll war. Auch mangels Sprachkenntnissen konnte ich wohl meinen Unmut über diese Idee schnell, klar und deutlich zu verstehen geben. Und so geht es am späten Nachmittag noch nach Samarkand. Dort angekommen will man uns in ein Hotel lotsen – da hatte der Taxifahrer wohl einen kleinen Deal mit dem Hotelier laufen. Thomas kennt zum Glück eine nette Absteige, in die wir trotz misstrauischem Empfang übernachten können. Ein wenig schmuddelig mutet es an, aber die Nacht ist letztlich erholsam, und wir können mit neuer Energie in den nächsten Tag starten.