Leipzig, Ende Mai 2009. Die Leute in Deutschland sagen, hier wäre der Osten. Das ist global betrachtet seltsam, ist man doch in rund einer Stunde in der bunten und schillernden Welt des goldenen Westens. In meiner Wohnung türmen sich Dinge, die sonst in den Tiefen der großen Schränke verschwunden sind und eher selten das Tageslicht sehen. Wanderschuhe, ein beängstigend großer Rucksack, allerlei Outdoor-Kram. Dazu Pässe, Tickets und mindestens zweitausend Kreditkarten – man muss ja auf Nummer sicher gehen. In ein paar Tagen geht’s los, ab in ferne Ländereien, dahin, wo die Bezeichnung “Osten” tatsächlich gerechtfertigt ist. Locker-flockige 5000 km Luftlinie haben wir vor uns, auf dem Atlas immer schön nach rechts rüber. Kasachstan! Ja, das ist die nächste größere Anlaufstelle.
Warum tut man sich sowas an? Diese Frage kommt in diesen Tagen oft an mein Ohr. Also zunächst sei einmal gesagt, dass man dort nicht unter unzivilisierten Wilden ist, auch wenn das offensichtlich der verbreiteten Ansicht unserer Landsleute entspricht. Und hier setzt auch schon der Grund für das Vorhaben an. Natürlich erweitert jede Reise den persönlichen Horizont, und natürlich hat man nach jedem Trip etwas zu erzählen. Es sind aber diese fernen Länder, die uns zeigen, was es neben unserem Wohlstands-Europa in der Welt noch so gibt. Kulturelle Schätze, grandiose Natur, Menschen! Schauen wir mal, was Zentralasien in dieser Hinsicht so zu bieten hat…
Es wird keine Überraschung sein zu sehen, dass das Zielgebiet ungleich ärmer situiert ist als Mitteleuropa, als Deutschland. Schärfen wir den Blick aufs Wesentliche! Lassen wir uns einfach darauf ein! Vielleicht hilft das, die eigene Welt des Überflusses wieder mehr schätzen zu lernen.
„Wir“, das sind mein Kumpel Sebastian („OW“) und ich. Wir treten diese Reise gemeinsam an und werden in Almaty Freunde aus Deutschland treffen, die im Moment dort leben. Einer von ihnen, Thomas, wird uns auf einem Teil der weiteren Reise begleiten – so ist der Plan.