Ein besonderes Getränk, das man in asiatischen Steppenländern genießen darf, ist gegorene und damit alkoholhaltige Stutenmilch, bekannt unter dem Namen Kumis. Ja, Kumis, und nein, nicht Kuhmist! Ich gebe zu, die Analogien sind durchaus nicht nur verbaler Art. So gelten beide als absolut biologische Produkte und könnten daher sicher ohne Probleme auch in germanischen Reformhäusern verkloppt werden. Beide sind herb im Geruch und gewöhnungsbedürftig im Abgang. Der Unterschied ist eher in der Verwendung zu sehen. Man kann mit beiden kräftig einheizen – mit Kumis hauptsächlich in Sachen Stimmung, mit Kuhmist dagegen vorzugsweise im Ofen.
Warum ich hier so einen Dünnschiss labere, der zudem mit dem aktuellen Geschehen wirklich überhaupt nichts zu tun hat? Nun, Transsib fahren ist alles andere als spannend. Zumindest für uns und zumindest an diesem Tag. Unser Drachen von Zugbegleiterin schaut wie immer regelmäßig nach, ob das unbelegte Bett auch nicht angefasst wurde. Das inzwischen vertraute Donnerwetter folgt mit der Sicherheit der deutschen Rente. Es kann aber durchaus reizvoll sein, mal so richtig zurückzuwettern, der guten Frau die Meinung zu sagen. Auf Deutsch natürlich, denn das versteht sie nicht. Schade eigentlich, denn ohne Sprachbarriere hätte man das einzige Quäntchen Spannung auf dieser Fahrt sicher noch etwas ausbauen können.
Im Abteil gibt es dennoch Fortschritte zu vermelden. Unsere Mitfahrerin hat uns inzwischen ihren Namen verraten: Ina. Trotzdem sind wir noch weit von dem entfernt, was in unzähligen Erfahrungsberichten zur Transsibirischen Eisenbahn immer wieder zu lesen war. Landschaftlich stimmen wohl alle darin überein, dass es wenig atemberaubend ist, immer auf demselben Breitengrad rumzugurken. Sand, Kiefern, Sand, Kiefern… sieht alles irgendwie aus wie in Brandenburg. Doch beim zwischenmenschlichen Erlebnis bleibt die Fahrt bisher hinter unseren Erwartungen und den beschriebenen Erlebnissen anderer zurück. Wo sind die interessanten Leute? Was soll’s. Die Ruhe ist auch mal toll nach der Action der letzten Wochen. Und Zeit für ein gutes Buch hat man schließlich sonst auch kaum.