Neuer Morgen, alter Schlamassel. Die Sonne weckt uns unbarmherzig, und als hätten wir nicht den ganzen Tag genug von ihr, haut sie uns gefühlte 2 Stunden zu früh (real: abermals 5 Minuten) aus dem Bett. Wieder Frühstück, leicht abgewandelt in der Zusammenstellung, wieder die nette Japanerin. Wir halten uns heute nicht so lange auf, denn der Flieger wartet. Also ab ins nächste Taxi und mit Volldampf zum Airport. Interessanterweise haben wir nicht gebucht. Das läuft dort so, dass man an den Schalter geht und den Flug bezahlt – ist beinahe wie Bahnfahren. Der Luftweg war in diesem Fall nicht geplant, aber kurzfristig haben wir so entschieden, um Zeit zu sparen und an Komfort zu gewinnen. Für gut 30 Dollar pro Passagier fliegen wir in unserer Propellermaschine, einer IL-114 von Bruchlandungsairlines („Uzbekistan Airways“), nach Tashkent. Die Fluggesellschaft ist eine der wenigen im zentralasiatischen Raum, die nicht auf der europäischen schwarzen Liste steht. Irgendwas müssen die Jungs und Mädels dort also richtig machen, und das merkt man an Bord durchaus, selbst bei uns in der Holzklasse. Der Flug ist sehr angenehm, der gesamte Ablauf inkl. Checkin und Checkout absolut professionell.
In Tashkent fahren wir mit dem Taxi ins vereinbarte Hotel. Doof: es gibt 2 mit demselben Namen. Wir erwischen das teurere, wo ein Zimmer pro Person mindestens 70 Dollar kostet. Zurück ins Taxi und zu einem anderen Hotel. Der Taxifahrer will mehr Geld und rückt uns nicht von der Pelle. Der Rezeptionist im Hotel unterstützt das. Etwas mehr Neutralität hätte dem Grünschnabel nicht schlecht gestanden, aber so ist das nunmal. Mit 3000 usbekischen Sum werden wir den lästigen Fahrer endlich los und checken ein. Das Zimmer ist geräumig und sauber – passt!
Tashkent ist merkwürdig: Anonym, unfreundlich, kein Platz zum längeren Verweilen. Wir schauen uns die Stadt an, gehen auf den riesigen Basar. OW hat noch immer Probleme mit der Verdauung, die ihn mitten im Einkaufstrubel besonders hart treffen. Verglichen mit der einzig verfügbaren Toilette in der Nähe mutet der Gang zum Schweinestall wie der Besuch einer Wellnessoase an. Aber was man bei Not(durft) nicht alles auf sich nimmt.
Es geht weiter zum TV-Tower, der allein durch seine Höhe zur Attraktion wird. Auf dem Weg dorthin begegnen uns die üblichen städtischen Bettler, diesmal aber hauptsächlich Kinder, die sich fast schon einen Spaß daraus machen. Wir entkommen defensiv. Ein passierender Usbeke ist im Gegensatz zu uns recht schmerzbefreit, seine Hand landet volle Granate im Gesicht des einen Jungen. Unser Mitgefühl hält sich in Grenzen. Das sollte ich nicht so offen sagen, aber wir sind ja hier unter uns.
Zum Abend hin entspannen wir noch etwas im Park und gehen essen. In der Fußgängerzone passieren kuriose Dinge. Dass man auf der Straße geworben wird, einer Person in ein Lokal zu folgen, ist dort ja fast normal. Als jedoch innerhalb des Burgerschuppens unserer Wahl eine Art Abwerbemaßnahme durch die Fenster des Gebäudes hindurch erfolgte, kam dann doch kurzzeitig dezentes Kopfschütteln, ja beinahe Unverständnis, auf. Was einem nicht so alles widerfährt am „Broadway DDR“.